Schlauer als wir? KI in der ZUCKER.Redaktion

Schlauer als wir? KI in der ZUCKER.Redaktion
Credit: deepmind via Unsplash
13. Januar 2023

Jede:r von euch hat bestimmt schon von Chat GPT gehört, dem (noch) neuen KI-System, das insbesondere im Dezember große Aufmerksamkeit erregt hat. Ob in sozialen Medien, in Onlinezeitungen wie der Süddeutschen Zeitung oder bei der Kaffeepause im Büro – Diskussionspotenzial ist im Zusammenhang mit Chat GPT auf jeden Fall vorhanden. Wir haben versucht, die Grenzen der KI auszutesten, sind dabei selbst an unsere Grenzen gestoßen. Chat GPT kann einfach alles – in Sekundenschnelle. Aber ist das wirklich so bahnbrechend, wie es auf den ersten Blick scheinen mag?

Credit: Instagram / @funk

Chat GPT – nice to meet ya!

Während die einen komplett fasziniert und zugleich geschockt von der neuen Anwendung sind, ist der Umfang KI-generierter Leistungen für andere bereits old news. Bei ZUCKER. wissen wir, dass KI schon seit mehreren Jahren in der Medienbranche aktiv für die Textproduktion eingesetzt wird. Trotzdem wollen wir nochmal kurz einen Schritt zurück gehen und alldiejenigen, die vielleicht noch nicht so viel von Chat GPT mitbekommen haben, aufklären.

Chat GPT ist eine künstliche Intelligenz, die am 30. November 2022 als Beta-Version einer noch nicht veröffentlichten Anwendung kostenfrei und für alle zugänglich gelauncht wurde. Die AI wird unter anderem von Elon Musk und Microsoft finanziert. GPT steht für „Generative Pre-trained Transformer“. Heruntergebrochen kann man sagen, dass es sich um ein künstliches neuronales Netz handelt, welches eine große Anzahl an Informationen und Texten gelesen hat. Wir als Nutzer:innen können über ein Chatfenster damit interagieren und der KI viele verschiedene Fragen stellen. Interessant ist auch, dass, wenn man mit der ersten Antwort nicht zufrieden ist, man auch weitere Anweisungen für Anpassungen geben kann wie: kürze den Text, erläutere einen Aspekt besonders o.ä..  

Wer sich auf der Plattform anmeldet, kann der KI-Maschine sämtliche Fragen stellen und erhält in Sekundenschnell eine passende Antwort. Was manche sehr überraschen mag: Die Antworten hören sich wirklich menschlich und echt an. Auf kreativitätsfordernde Fragen wie „Schreibe einen Dialog zwischen Kafka und Sido“ wusste die KI in wenigen Augenblicken eine ausführliche, kreative Antwort im Sinne der beiden Protagonisten – ohne dabei einen Zugang zum Internet zu haben. Auch Programmiersprachen, Matheaufgaben auf Uni-Niveau, Fitness-Trainingspläne, Aufgaben für Klassenarbeiten und Texte wie Pressemitteilungen kannte die KI und konnte sie erstellen. Unsere ZUCKER.Kollegin Laura hat den Test gemacht. Den Beweis  seht ihr hier:

Um zu prüfen, wie intelligent die (englische Version der) KI wirklich ist, hat auch ZUCKER.Kollege Orchan sie getestet und gebeten, einen kurzen Text zu KI und PR zu schreiben. Das ist dabei rausgekommen:

Artificial intelligence (AI) has made significant progress in the field of public relations (PR) in recent years. One of the most significant developments has been the use of chatbots and virtual assistants to assist with customer service and improve the user experience. These AI-powered systems are able to converse with users in a natural, human-like manner, providing personalized recommendations and responses based on data analysis.

In addition to chatbots, AI is also being used to improve the effectiveness of social media marketing. AI-powered systems can analyze social media data and identify trends and patterns, which can help businesses and organizations better understand their customers and tailor their marketing efforts accordingly.

Another area of AI research that has seen significant progress is the development of natural language generation (NLG) systems. These AI systems are able to generate human-like text that is coherent and logical, and can be used in a variety of PR applications, including content creation, summarization, and data analysis. NLG systems are able to analyze data and generate reports, summaries, and other types of written content, which can save time and improve efficiency for businesses and organizations.

Overall, the latest developments in AI research related to PR have the potential to greatly improve the way businesses and organizations interact with their customers and the public. From chatbots and virtual assistants to social media marketing and NLG systems, AI is transforming the way we communicate and interact with the world around us.

Doch nicht mit jeder Anfrage kann das AI-System perfekt umgehen. Es finden sich auch zahlreiche Beispiele, bei denen die AI versagt. Bei wissenschaftlichen Arbeiten und Ähnlichem fehlen die Quellenangaben und es werden Referenzen und Literatur frei erfunden. Auch sind die Inhalte meist generisch und werden von Plagiatssoftware auch als Plagiat erkannt.

Auch sehr wichtig bei der Nutzung: Viele Nutzer:innen können nicht abschätzen was ChatGPT weiß bzw. welche Informationen korrekt sind und welche nicht. Da ChatGPT zu vielen Dingen korrekte Antworten gibt, heißt das noch lange nicht, dass man allem, was die KI einem sagt, blind vertrauen kann. Besonders kritisch wird dies bei Themen, die man als Nutzer:in wenig oder gar nicht beurteilen kann. Es gilt deswegen grundsätzlich die Antworten zu hinterfragen und entsprechend einzuordnen.

Neuester heißer Sch*** oder bereits Schnee von gestern?

Wenn wir uns hier im Rahmen eines Experiments einen kleinen Spaß erlaubt haben, um euch die Dimensionen der KI-Möglichkeiten vorzuführen, mag das sogar noch harmlos sein. Wie bereits angedeutet, werden künstliche Intelligenzen bereits seit mehreren Jahren in der Medienwelt eingesetzt, um Artikel und andere Beiträge zu verfassen. Unsere Welt ist so schnelllebig, dass Menschen hier kaum noch hinterherkommen und bei standardisierten News-Formaten gern auf künstliche Hilfe zurückgreifen. Besonders beliebte Formate, die KI-generierte Texte nutzen, sind Wetterberichte, Sportberichte oder Produktbeschreibungen. Wenn man’s nicht weiß, würde man kaum ahnen, dass diese Texte nicht von Menschenhand verfasst wurden. Unternehmen, die hinter diesen KI stehen, heißen beispielsweise Retresco, Narrativa oder AX Semantics.

Das Ganze wird aber noch größer. Auch Nachrichtenagenturen wie die DPA nutzen KI für ihre Neuigkeiten. Weitere Medien, die auf KI in der Textproduktion zurückgreifen, sind: Der Spiegel, die ZEIT, die FAZ, der Stern und die ganze Madsack Mediengruppe. Sie alle sind (oder waren es zumindest) Kunden des KI-Angebots von Retresco. Ein Beispiel einer aktuellen case study von Retresco für die Rheinische Post findet ihr hier.

Große Tech-Unternehmen setzen ebenfalls auf ausgefeilte KI-Systeme, um unser Konsum- und Surfverhalten zu analysieren und zu nutzen: soziale Medien wie FB, IG, TikTok, etc. wollen uns länger auf der Plattform halten, E-Commerce Plattformen wie, Amazon, Ebay, etc. wollen uns zum nächsten Kauf bewegen, Videoplattformen wie Youtube wollen, dass wir noch ein Video schauen – und das alles gelenkt durch Algorithmen und ausgeklügelte KI-Systeme.

Doch hier hört es nicht auf – Es fängt nämlich gerade erst an! KI kann noch spannendere Aufgaben übernehmen und uns vieles abnehmen. Mit Maschine Learning werden KI-Systeme immer intelligenter und menschenähnlicher. Spannend in dem Kontext ist die Nutzung von Creative AIs, beispielsweise in der Filmindustrie: Im Jahr 2016 wurde die kognitive Plattform IBM Watson für den ersten jemals von einer KI erstellten Filmtrailer für den Horrorfilm „Morgan“ von 20th Century Fox verwendet.

Viele neue Innovationen und Technologien werden den Bereich KI in den nächsten Jahren noch weiter voranbringen und dadurch noch mehr Anwendungsbereiche erschließen. Ein erster Anfang ist ChatGPT, was zu einer möglichen Google Alternative heranwachsen könnte.

Was wir euch damit verdeutlichen wollen, ist, dass KI einerseits absolut faszinierend ist, so viele Möglichkeiten der Nutzung bietet und gleichzeitig auch ganz schön beängstigend sein kann, sie an Orten oder in Kontexten auftaucht und dabei Kompetenzen besitzt, die wir so vielleicht nicht erwartet hätten. Andererseits wollen wir euch zeigen, dass Chat GPT aktuell zwar (berechtigterweise) gehypt wird, trotzdem keine komplett neue Erfindung ist. KI ist jetzt schon aus unserem beruflichen und privaten Leben kaum noch wegzudenken. Über die nächsten Jahre werden mit stetigem technischem Fortschritt immer spannendere Produkte und Dienste angeboten, die der KI einen noch bedeutsameren Platz verschaffen. Ob wir am Ende komplett ersetzbar sind, steht noch in den Sternen und wird sich wohl erst in ein paar Jahr(zehnt)en zeigen.

Wenn euch das Thema KI im Journalismus interessiert, findet ihr hier weitere Infos:

Künstliche Intelligenz im Journalismus | NDR.de – Nachrichten – Netzwelt

Künstliche Intelligenz KI im Journalismus: Die rote Linie – Medien – SZ.de (sueddeutsche.de)

Chance oder Gefahr für Lehre?:Was Schulen und Unis zu ChatGPT sagen

ChatGPT: Wie lassen sich KI-Texte erkennen?

ChatGPT: 10 witzige und kreative Experimente mit dem Chatbot

Ein Beitrag von Orchan Ali-sade und Laura Dörling