Walking for my mental health… und sonst so?

Walking for my mental health… und sonst so?
Foto: Hannah Wei / Unsplash
3. Februar 2022

Auf Tiktok und Instagram gehen sie zurzeit viral: die Videos vom „Mental Health Walk“, dem (mehr oder weniger gezwungenen) täglichen Spaziergang für die psychische Gesundheit. Was auf Social-Media-Plattformen als Trend gehypt und als Like-Garant genutzt wird, spielt auch im Kontext des Homeoffice eine Rolle. Der Diskurs, das Gespräch über unsere mentale Gesundheit ist in vollem Gange. Psychische Erkrankungen, von Panikattacken bis Depressionen und Burn-out-Syndrom sollten kein Tabu-Thema mehr sein. Im Gegenteil: Wir müssen darüber sprechen!

Homeoffice is a thing. Wir von ZUCKER.Berlin haben uns längst an das Arbeiten in den eigenen vier Wänden gewöhnt – wir lieben unser Homeoffice! Doch wir lieben auch die Büro-Community. Was bei uns flexibel geregelt ist, indem wir uns jederzeit einen Platz im Büro reservieren und uns dort mit unseren Kolleg:innen verabreden können, ist für andere gar nicht so einfach. Die Gründe dafür sind vielfältig: lange Arbeitswege, Kinderbetreuung, Corona-Schutzmaßnahmen oder oder oder… Bei all den Vorteilen, die die Remote-Arbeit hat – wie gesagt: Wir lieben unser Homeoffice – sollten wir auch potenzielle Nachteile nicht aus den Augen verlieren. Denn diese können ernstzunehmende Konsequenzen mit sich bringen.

Homeoffice meets Therapie?

Einer Studie der DAK-Krankenkasse zufolge wird der fehlende Kontakt mit den Kolleg:innen als größter Nachteil des Homeoffices angesehen. Aus einer Statista-Umfrage geht zudem hervor, dass vor allem die fehlende Trennung von Beruf und Privatleben und eine Mehrbelastung durch z.B. Kinderbetreuung zu Stress und Problemen im Homeoffice führen. Eine weitere Umfrage zeigt, dass mehrheitlich ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit wahrgenommen wird. Die Tagesschau schreibt außerdem: „Nach einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung empfindet die Hälfte der Erwerbstätigen ihre Situation beim Homeoffice als stark oder äußerst belastend, bei Alleinerziehenden oder Geringverdienern sind es sogar 62 Prozent.“

Faktoren wie Einsamkeit durch fehlenden Kontakt mit Kolleg:innen, Stress durch Mehrbelastung und fehlender Rhythmus bzw. fehlende Distanz zwischen Arbeit und Freizeit können sich ernsthaft auf unsere mentale Gesundheit auswirken. Hinzu kommt ein zunehmender Leistungsdruck, der gar nicht einmal von der Geschäftsführung oder vom Team-Lead herrühren muss, sondern aus eigener Erwartungshaltung heraus entstehen kann. Chef sieht nicht, was ich mache, also muss ich mir umso mehr Mühe geben und Leistung erbringen? So oder so ähnlich lauten die Gedanken von immerhin 42 % der Deutschen im Homeoffice, die von der Plattform HubSpot für eine CRM-Studie zum Thema Homeoffice befragt wurden. Das sorgt erstmal für Druck.

Was also tun, wenn der Homeoffice-Blues reinkickt und die tägliche Fahrt ins Office leider keine Alternative darstellt, aus welchem Gründen auch immer?

Credit: Elisa Ventur / Unsplash

Attention, please: Das solltet ihr im Homeoffice beachten

Erster Schritt: Versucht regelmäßig zu reflektieren, wie es euch gerade geht, was bei euch im Homeoffice gut läuft und was eher nicht so gut, worüber ihr euch im Homeoffice Gedanken macht, was euch eventuell ablenkt oder Sorgen bereitet und woher diese Sorgen rühren. Sinnvoll ist es, diese Art von Reflexion einmal pro Woche, zum Beispiel kurz vor dem Feierabend am Mittwoch durchzuführen und sie auch schriftlich festzuhalten, um später eine Entwicklung feststellen zu können. Gibt es Änderungsbedarf, habt ihr bis zum Ende der Woche Zeit, bestimmte Themen anzusprechen oder so weit wie möglich selbst zu optimieren.

Wir reden hier in erster Linie über die „kleinen Dinge“, die unsere Arbeit im Homeoffice positiv beeinflussen können. Dazu zählen die richtige Ausstattung des Arbeitsplatzes mit geeignetem Schreibtisch und Stuhl, ausreichende Beleuchtung, frische Luft und genügend Wasser. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Pause (lieber kürzer und häufiger als zu selten), Atem- und Entspannungsübungen für zwischendurch und Bewegung in Form z.B. der eingangs erwähnten „Mental Health Walks“ tragen auch zu einem mentalen Wohlbefinden und Produktivität im Homeoffice bei. Kürzlich haben wir euch hier im Blog zudem die positiven Effekte von Zimmerpflanzen auf die Arbeit im Homeoffice vorgestellt. Dies sind Faktoren, die wir direkt verändern und anpassen können, um die Arbeitsatmosphäre zu verbessern. Hinzu kommen auch der Kontakt mit den Kolleg:innen via Videochat als Alternative zum Direktkontakt (ZUCKER.Berlin führt z. B.  jede Woche virtuelle Secret-Coffee-Meetings durch, bei denen wir uns – freiwillig – in Zweierkonstellationen untereinander austauschen und socializen können – über alles, nur nicht die Arbeit), geregelte Arbeitszeiten, konsequentes Vermeiden von Überstunden sowie das Schaffen bestimmter Strukturen. Letzteres betrifft neben geregelten Arbeitszeiten auch die räumliche Trennung von Arbeit und Freizeit. Wer das Privileg besitzt, über ein getrenntes Arbeitszimmer zu verfügen, kann sich glücklich schätzen. Wenn das Wohnzimmer dagegen auch als Arbeitszimmer fungiert, empfiehlt es sich, eine Arbeitsecke mit Tisch und Stuhl einzurichten, um nicht auf dem Sofa oder Boden zu arbeiten. Wer in einer WG bzw. nicht allein wohnt, kann durch Absprachen, Türschilder oder nette Hinweise dafür sorgen, Störungen währen der Arbeitszeiten zu vermeiden.

Manche Einflussfaktoren auf unsere mentale Gesundheit im Homeoffice können wir jedoch nicht selbst und ohne Hilfe beeinflussen. Hierzu zählen beispielweise der hohe Leistungsdruck, Mehrbelastung durch Kinderbetreuung oder grundsätzlich mehr Stress. Doch auch diese Probleme können angegangen werden. Es gilt: Kommunikation ist key! Redet mit euren Team-Leads, Vorgesetzten oder der HR-Abteilung. Teilt eure Sorgen mit Personen, die euch bei der Problemlösung unterstützen können. Offenheit und Ehrlichkeit zahlen sich aus. Denn durch solche Gespräche können gemeinsam Maßnahmen ergriffen werden, um Stress, Druck und Belastung zu lindern.

Nichtsdestotrotz gibt es einige Faktoren, die im Homeoffice auf Dauer psychisch belasten, die wir nicht alleine oder in unseren Arbeitsteams lösen können. Dabei hilft es, sich diese Probleme im Rahmen der Selbstreflexion vor Augen zu führen, sich den Bedarf nach Hilfe einzugestehen und sich diese auch zu suchen. Vertraut euch zunächst euren Freunden, der Familie, den Mitbewohner:innen oder anderen euch nahestehenden Menschen an oder wendet euch direkt an die Profis aka Psycholog:innen. Sich Hilfe zu holen, ist absolut nichts verwerfliches – ganz im Gegenteil. Wenn ihr die Möglichkeit habt, nutzt sie und passt auf euch auf.

Wir von ZUCKER.Berlin können euch natürlich nicht sagen, wie ihr eure Probleme, Ängste, Sorgen im Homeoffice bewältigen könnt. Jede:r hat andere Gedanken, jede:n beschäftigt etwas anderes. Was wir jedoch können, ist auf das Thema mentale Gesundheit aufmerksam zu machen und es dadurch zumindest in unserem Kreis zu enttabuisieren. Wenn wir eines können, dann kommunizieren. Again, Kommunikation ist key!